Mehr als 100.000 bei Demo.
Ein gigantisches Bild zeigte sich am Samstag am Heldenplatz in Wien. Mehr als 100.000 Menschen sind zur Demonstration gegen den 12-Stunden-Tag und gegen die 60-Stunden-Woche gekommen. Sie haben ein klares Zeichen gegen den Vorschlag der Bundesregierung zur Ausweitung der Arbeitszeit gesetzt. Die Gewerkschaft vida war sowohl mit einer zahlenmäßig starken als auch ruf- und pfeifstarken Abordnung und einem Demo-Wagen vertreten.
„Ich kann das Geschwafel der Regierung von wegen Freiwilligkeit nicht mehr hören. Jeder, der nur ein Funken Ahnung von der Realität der Arbeitnehmer und von echten Arbeitsplätzen hat, der weiß, dass es das im echten Arbeitsleben nicht spielt“, brachte vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit seinen großen Unmut über die Eingriffe der Regierung in das Arbeitsrecht im Rahmen der Schlussreden zur Demo am Wiener Heldenplatz lautstark zum Ausdruck.
„Ich habe selber über zehn Jahre Schicht gearbeitet. Ich bin über 20 Jahre gependelt und habe als Eisenbahner 12 Stunden und mehr gearbeitet. Und im Gegensatz zum Herrn Bundeskanzler weiß ich, wovon ich rede“, so der ehemalige Lokführer.
„Dass ich es nicht vergesse, danke an die Regierung, dass sie sich gestern dazu herabgelassen hat, eine Freiwilligkeit in ein Gesetz zu formulieren, welches nicht mehr notwendig macht, dass ich die kranke Mutter, einen Arzttermin, einen Scheidungsberatungstermin oder ich weiß nicht was, vorschieben muss, um ein Privatleben zu haben“, kritisierte Hebenstreit, dass von Anfang an im ursprünglichen Entwurf, nur mehr das begründete Ablehnen von Überstunden vorgesehen war, und setzte nach: „Ich hätte nur eine Frage an die Damen und Herrn der Regierung: Wie oft sagt denn ein Arbeitnehmer nein zu seinem Chef?“
„Und dann lese ich heute in der Früh im ‚Kurier‘ noch dazu eine Frage an den Herrn Kapsch, ‚Sagt man öfter nein, steigt doch die Gefahr, gekündigt zu werden?‘. Die Antwort des Chefs der Industriellenvereinigung war, ‚Wenn jemand nicht leistungswillig ist, hat er generell ein höheres Risiko, gekündigt zu werden.‘ Was heißt da überhaupt leistungswillig?“, so Hebenstreit empört.
Erst der Anfang der Proteste
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian betonte in seiner Rede am Heldenplatz, dass der heutige Tag erst der Anfang der Proteste sei und definitiv nicht das Ende: „Wir werden Widerstand leisten mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Nächste Woche werden wir unsere Position in vielen Versammlungen in den Betrieben erklären und die Beschäftigten informieren“, so Katzian. „Wir werden alles dafür tun, dass die Umsetzung dieses Gesetzes verhindert wird!“
ÖGB-Präsident Katzian fordert Volksabstimmung über den 12-Stunden-Tag.
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